Na, heute schon was falsch gemacht? Fehlermutigkeit unterstützt Bildungsprozesse
Wenn wir als Pädagog*innen unser eigenes Handeln regelmäßig reflektieren, uns unserer Vorbildfunktion bewusst sind und die Umgebung so gestalten, dass Kinder Sicherheit und Vertrauen erfahren dürfen, unterstützen wir die Explorationsfreude und legen den Grundstein für die Lernprozesse der Kinder.
Oft sprechen wir im Alltag über Lernziele, vielmehr sollten wir über unterschiedliche Lernprozesse sprechen. Der Weg ist das Ziel und da passieren eben auch Fehler. Leider ist es oft so, dass in unseren Köpfen Versagen mit geringer Intelligenz gleichgesetzt ist. Dies führt dazu, dass wir uns weniger trauen und uns nicht ausprobieren. Der natürliche Drang, kreativ zu sein und sich auszuprobieren wird dadurch eingeschränkt. Vielmehr sollten wir Kinder dazu animieren, Fehler und Irrtümer als Lernchance zu sehen und sie wertschätzend ermutigen zu forschen. Dafür müssen wir als Vorbilder an unserer Denkweise arbeiten und feste Strukturen aufbrechen und wachsende/flexible Denkweisen zulassen.
Es muss nicht alles auf Anhieb perfekt sein
Nicht immer bringen Kinder sichtbare Ergebnisse aus der Kita mit und treffen dann auf erwartungsvolle Eltern, die gerne sehen würden, was das Kind heute gelernt hat. Und auch wenn dann zum Beispiel der Pullover falsch herum angezogen wurde, hat das Kind heute geschafft, ihn allein anzuziehen. Wir Pädagog*innen müssen die Eltern mit ins Boot holen und auch bei ihnen eine Fehlermutigkeit zum Wohle des Kindes einfordern. Man sagt immer, eine gute Vorbereitung ist das A und O im pädagogischen Alltag, aber der Wunsch nach Perfektion birgt auch immer die Gefahr, zu wenig Raum für Experimente zu lassen. Wenn wir experimentieren, haben wir auch keine Angst zu versagen, weil wir feiern, dass wir uns geirrt haben und nicht perfekt sind. Irrtum bedeutet Lernen und Weiterentwicklung.
Gescheitert? Nochmal probieren!
Aber gerade in einer pädagogischen Einrichtung muss es diesen Raum für Fehler geben: Wenn auch mal etwas schiefgehen darf oder Dinge nicht wie erwartet ablaufen können, sind alle Beteiligten viel experimentierfreudiger und trauen sich auch an Neues heran. Und so funktioniert lernen. Um Fehlermutigkeit bei den Kindern zu fördern, braucht es mutige Erwachsene, die sich selbst Fehler erlauben und sich oder die Kolleg*innen feiern, wenn Fehler geschehen.
Text: Hannah Mandy Hamperl-Freimund
Beitragsbild: shutterstock